Mal was zum Nachdenken

 

 

 

 

 

Als Motorradfahrer gehört man zu dem Personenkreis der von den "nicht Motorradfahren" oft als so eine Art fahrendes "Organspendebiotop" gesehen wird, zumindest kommt sehr oft die Frage auf, wenn Nachbarn oder Bekannte mit mir sich über das Motorradfahren unterhalten warum ich es tue, es sei doch so gefährlich das Motorradfahren und ich hätte doch schließlich 3 Kinder und wäre verheiratet und müsse Rücksicht nehmen.

Sie haben ja nicht unrecht was das höhere Risiko angeht, allerdings kommen diesen Menschen, die alle Auto fahren, niemals diese Gedanken in den Kopf wenn sie lesen das auch Autofahrer jeden Tag ein großes Risiko eingehen, in solchen Fällen nehmen sie die Position ein das diese Autofahrer wohl Fehler machten die sie selber nicht tun, anders kann ich mir jedenfalls das "nicht bewusst machen" des Risikos "Autofahren" nicht erklären, es wird einfach ausgeblendet. Müsste ein Fußgänger nicht die gleiche Frage an die Autofahrer richten die letzte oft mir stellen !?

Meine Haltung zum Thema Motorradfahren, oder eigentlich zum meinem Leben insgesamt und die heute für mich gültig ist lautet: ...die schönen Dinge im Leben zu erleben bedürfen einer gewissen Bereitschaft zum höheren Risiko...

Wer zuhause im Bett liegt wird wohl kaum einen Berg hinunter fallen können, allerdings wird er auch niemals die Schönheit der Berge sehen, spüren und riechen können. Bei allem was wir tun sollten wir uns dem möglichen Risiko nicht nur stellen sondern auch akzeptieren, wer von uns weis schon wie es zu ende geht, die meisten Motorradfahrer sterben nun mal nicht durch das Motorrad. Wäre es nicht grausam aus Angst vor dem Risiko auf den Gipfel zu verzichten und an einem Hirnschlag zu sterben !?

Ich kenne das Risiko des Motorradfahrens und auch des Autofahrens, bei beidem könnte die nächste fahrt die letzte sein und dieses Bewusst machen und auch das akzeptieren des selben macht mich, so glaube ich zu einem besseren Motorradfahrer.

Folgendes Erlebnis habe ich mal in einem Motorradforum niedergeschrieben, es ging dabei um die Verwendung von Klapphelmen aber an sich denke ich hatte ich es nur aufgeschrieben um es einfach mal zu erzählen, es hatte mir die brutale Realität verdeutlichte, meine Theorie das höheres Risiko sich lohne wurde auf die Probe gestellt.

Warum ich es nun hier auch auf meiner HP veröffentliche ist das alle Dinge 2 Seiten haben, das alles schöne was ich reichlich beschreibe und bebildert habe auch sein Risiko und somit auch Folgen haben kann, aber auch nachdem ich es erlebt habe, ist meine Meinung und Haltung zum Motorradfahren unverändert, die Liebe und Freude zum Motorradfahren ist nach wie vor die selbe.

..Karfreitag 2003 kam ich vom Nürburgring als ich kurz hinter Kehlberg zu einem Motorradunfall kam, ein PKW war aus einem Waldweg an einer unübersichtlichen Stelle auf die B257 gefahren und hatte ein aus Richtung Kehlberg kommenden Motorradfahrer übersehen, dieser ist wohl ziemlich ungebremst dem Auto in die Seite geknallt, das Auto hat ca. 4 Meter versetz da gestanden, der Fahrer war besinnungslos hatte ein kreidebleiches Gesicht und in mehreren dicken Bahnen floss ihm Blut vom Scheitel zum Hals hinunter, er atmete... diese Bild werde ich nie vergessen.

Jede menge Leute standen herum, 3 knieten am Straßenrand wo wohl der Motorradfahrer lag, um den Autofahrer, ein alter übergewichtiger Mann, kümmerte sich keiner, es wurde nur gegafft, ...ich versuchte zuerst die komplett eingedrückte Fahrertür zu öffnen, als das nicht ging stieg ich durch die Beifahrerseite ein, der Mann röchelte, irgendwie standen seine Zähne komisch aus seinem Mund heraus, es war sein Gebiss, ich nahm ein Tuch was in der Konsole lag und nahm ihm die blutverschmierten Zähne vorsichtig aus dem Mund, so das er atmen konnte, dabei öffnete er seine Augen und ich sah in milchigweiße getrübte Augen, er schloss sie wieder.

Einem anderer Mann der in der Nähe stand wies ich an sich ins Auto zu setzen und mit dem verletzte zu reden und vor allem zu beobachten das er weiter atmet, ich ging nun zum Motorradfahrer, er lag halb gedreht auf dem Bauch, die Leute knieten neben ihm, er hatte einen Schuberthelm auf, das Klappteil war verschwunden, wir versuchten ihm vorsichtig den Rest des Helms zu entfernen, er hatte einen sehr leichten Puls, ..wir waren echt hilflos, dann kam dieser Besserwisser der daneben stand und nichts besseres zu tun hatte als laut loszuposaunen "..der ist Tod..", er wäre Krankenpfleger er kenne sich damit aus, was wir tun sollten wusste er aber auch nicht außer das es sowieso nichts bringen würde.

Nach einer weile waren wir uns einig das wir ihn langsam auf den Rücken drehen sollten weil wir keine Atmung mehr spürten, bzw. das was wir als Atmung annahmen waren wohl innere Organe die sich bewegten oder bluteten, was weis ich, dabei drehte er durch die veränderte Schwerkraft seine Kopf .....wir schauten in diesem Moment alle entsetzt in 2 tote Augen.

Es waren mittlerweile zwischen meinem Eintreffen bis zu diesem Moment gut und gerne 40 Minuten vergangen, weder Polizei noch Notarzt waren da, die Eifel ist kein gutes Pflaster um sich auf die Nase zu legen !!!

Was ich an sich hier aussagen will ist das der Motorradfahrer wohl so, oder so durch die schwere des Aufpralls gestorben wäre, aber der Klapphelm hat sich in seine Bestandteile aufgelöst was mich dazu bewegte meinen Schädel nur Vollintegralhelmen anzuvertrauen....

So was passiert jeden Tag 2 bis 3 mal und dennoch werde ich der Leidenschaft Motorradfahren nicht absagen, und auch wenn es 20 mal bei den Autofahrern pro Tag passiert werde ich das Autofahren auch nicht lassen, dennoch an alle die die gleiche Liebe leben, passt auf euch auf, es geht nicht nur um uns sondern auch um die die uns Lieben !

Grüße